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Aktionen zu Ausbildung in Koblenz, Mainz und Ludwigshafen erfolgreich

Ausbildung

In Mainz, Koblenz und Ludwigshafen haben am 4. Oktober erfolgreich Aktionen rund um das Thema "Baustelle Ausbildungsmarkt" stattgefunden. Dabei forderte das Aktionsbündnis aus Jugendgewerkschaften, Grüne Jugend, Jusos, Falken und LSV die Ausbildungsumlage - endlich und JETZT - sowie mehr Ausbildungsverbünde und eine bessere Qualität der Ausbildung. Im Vorfeld der Aktion wurde eine gemeinsame Erklärung verabschiedet:

Erklärung Ausbildungssituation 2006 / Ankündigung Aktionen Baustelle Ausbildungsmarkt in Ludwigshafen, Koblenz und Mainz.

Auf ein Neues
Wieder einmal stehen tausende von Jugendlichen zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres ohne einen Ausbildungsplatz auf der Straße. In Rheinland-Pfalz suchten Ende August diesen Jahres 37.671 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Demgegenüber standen aber nur 22.669 betriebliche Ausbildungsplätze. Eine Lücke von 15.002 Lehrstellen allein in Rheinland-Pfalz. Nimmt man das auswahlfähige Angebot als Grundlage, dann fehlten im August 2006 allein in Rheinland-Pfalz knapp 20.000 Ausbildungsplätze. Diese Zahl ergibt sich aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, welches vorsieht, dass auf 100 BewerberInnen 112,5 freie Ausbildungsplätze kommen müssen, um eine Auswahl im Sinne der Berufsfreiheit zu erreichen.
Wenn aber nur noch etwa 30% aller Betriebe die ausbilden könnten dies auch tun, sieht die Lage so düster aus.Bundesweit bewerben sich zwei potentielle Azubis auf einen vorhandenen Ausbildungsplatz – Klar ist damit: Es gibt nicht genug Plätze für alle BewerberInnen.

Der Ausbildungspakt ist gescheitert
Der freiwillige Pakt zwischen Wirtschaft und Politik aus dem Jahr 2004, der zum Ziel hatte, allen Jugendlichen ein Angebot für eine Berufsausbildung zu machen, greift nicht. Die Wirtschaft hatte sich verpflichtete, jährlich 30.000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen. An diesem Wörtchen „neu“ statt „zusätzlich“ hinkt aber auch schon der ganze Pakt. Werden in einem Sektor beispielsweise 50 neue Ausbildungsplätze geschaffen und gleichzeitig 200 Plätze abgeschafft, bleiben auf der Habenseite 50 neue Plätze bestehen.
Der Ausbildungspakt hat in den letzten Jahren nicht etwa mehr Ausbildungsplätze geschaffen, sondern es wurden von Jahr zu Jahr deutlich weniger.

Landesweite Aktionen am 4.Oktober
Am 4. Oktober wird ein breites Aktionsbündnis, darunter sind rlp - die Jugendlinke, DGB-Jugend-West, verdi-Jugend, IG Metall-Jugend, Jusos RLP, die LandeschülerInnenvetretung RLP, IG BAU-Jugend, Junge GEW und SJD- Die Falken RLP, an mehreren Orten im Land gleichzeitig zu Kundgebungen aufrufen. Straßenaktionen sind in Koblenz, Mainz und Ludwigshafen bereits organisiert. Alle Veranstaltungen finden unter folgendem Motto statt:

„Baustelle Ausbildungsmarkt - Tausende Jugendliche ohne Ausbildungsplatz
FÜR MEHR AUSBILDUNGPLÄTZE UND EINE BESSERE AUSBILDUNG“

Umlage jetzt – Umlage ohne Alternative
Betriebe, die nicht ihren Möglichkeiten nach ausbilden, zahlen in einen Fonds ein, aus dem wiederum Betriebe unterstützt werden, die ihrer Verpflichtung zur Ausbildung nachkommen. Gerade große Firmen kommen dieser Verpflichtung nicht mehr in dem Ausmaß nach, wie noch in den letzten Jahren.

Die Ausbildungsplatzabgabe ist umsetzbar und praktikabel. Das zeigen Beispiele aus diversen Wirtschaftszweigen, in denen sie bereits existiert.
• Bei den SchornsteinfegerInnen seit 1969,
• im Bauhauptgewerbe seit 1976
• und bei den LandesschaftsgärtnerInnen seit 1978.
• In Rheinland-Pfalz wird nun auch schon seit einigen Jahren der Beruf AltenpflegerIn und Altenpflegehilfe mittels Umlage finanziert.

Die Umlage bietet für viele Jugendlichen wieder eine Zukunftsperspektive. Diese darf ihnen nicht genommen werden. Die Umlage wurde bereits im Bundestag beschlossen, wurde aber nicht umgesetzt.

Ausbildungsverbünde stärken – Mehr betriebliche Ausbildung

Ausbildungsverbünde sind ein Mittel, es gerade kleineren Betrieben, die nicht das komplette Spektrum eines Berufsfeldes und der damit verbundenen Ausbildungstätigkeit anbieten können, dennoch zu ermöglichen, junge Menschen auszubilden.
Firmen schließen sich zu einem Verbund zusammen und die Azubis wechseln nach bestimmten Zeitabständen zwischen den Unternehmen und bekommen somit alle Lehrinhalte auch in der Praxis vermittelt. Gerade in ländlich strukturierten Regionen mit kleinen Unternehmen, kann der Verbund zu mehr betrieblicher Ausbildung führen.
Hier muss die Landesregierung verstärkte Förderungen initialisieren. Bis zu 500 sind dabei für uns denkbar. Gegenwärtig gibt es in Rheinland-Pfalz circa 130 Ausbildungsverbünde.

Ausbildungsqualität wieder im Blick – Rechte von Azubis stärken
Durch die medial verkürzt geführte Diskussion zum Thema Ausbildung, bei der das Hauptaugenmerk eben auf den fehlenden Ausbildungsplätzen liegt, bleibt der Aspekt der Qualität der Ausbildung leider immer häufiger unberücksichtigt. Mit Erschrecken stellen wir fest, dass Jugendliche in Betrieben „ausgebildet“ werden, die die Bezeichnung Ausbildungsstätte wohl zu Unrecht tragen. Jugendliche berichten vielfach von ausbildungsfremden Tätigkeiten, zu langen Arbeitszeiten, fehlenden Ausbildungsverträgen oder einfach zu geringer Entlohnung. Oftmals werden Jugendliche als billige HilfsarbeiterInnen von Betrieben ausgenutzt. Hier werden die Rechte der Auszubildenden mit Füßen getreten.
Der akute Lehrstellenmangel als Druckmittel gegen zu Recht unzufriedene Azubis genutzt. Leichtes Spiel für Schwarze Schafe.
Deshalb fordern wir, dass die Kammern auch „externe“ unangemeldete KontrolleurInnen, zum Beispiel aus der Gewerbeaufsicht, zulassen, um so eine bessere Kontrollierbarkeit der Berufsausbildungsqualität zu gewährleisten.

Alle politischen Kräfte reden davon: Bildung ist der Schlüssel für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Nur drohen die politischen Akteure gerade bei der beruflichen Bildung auf ganzer Linie zu versagen. Es müssen nun alle politischen Anstrengungen unternommen werden, um Jugendlichen eine Perspektive auf dem Ausbildungsmarkt zu geben.

 

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