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„Bologna-Krise“ ist nicht Rheinland-Pfalz-spezifisch!

Pressemitteilung

MAINZ. Für den heutigen Freitag hat die CDU-Landtagsfraktion zu einer Pressekonferenz geladen, um über die „Behebung der Bologna-Misere in Rheinland-Pfalz“ zu diskutieren. „Natürlich ist es erfreulich, dass sich die Politikerinnen und Politiker unseres Landes eingehend mit dem Bologna-Prozess beschäftigen. Dabei tut die CDU jedoch so, als seien bei der Umsetzung dieser Hochschulreform nur in Rheinland-Pfalz Probleme aufgetreten. Das stimmt natürlich nicht – und eine Kritik an Bologna muss tiefer greifen“, so Fabian Löffler, Vorsitzender der Jusos Rheinland-Pfalz.

Seit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge klagen bundesweit nicht nur Studierende über die Nachteile der Reform, die für viele eine Mehrbelastung gegenüber den früheren Studiengängen bedeutet. „Für uns Jusos liegt das Übel dieser Reform nur oberflächlich in der zeitlichen und fachbedingten Überlastung der Studierenden. Es liegt vielmehr in der Gewichtung der Ziele, die Bologna verfolgt“, so der stellvertretende Juso-Landesvorsitzende Andro Scholl. „Es soll ein europäischer Hochschulraum geschaffen werden, der sich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und den Beschäftigungsperspektiven der Studierenden ausrichtet. Diese Ziele stützen sich auf marktidealistische Vorstellungen und entsprechen nicht dem Ziel, das Hochschulbildung verfolgen sollte, nämlich die Selbstbestimmung der Studierenden. Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge hat einen Bildungsmarkt nach ökonomischem Muster geschaffen, in dem die Studierenden ständiger Leistungsabfrage und verschulten Lehrpläne unterworfen sind“, führt Andro Scholl weiter aus.

Formal vorzeigbare und vor allem vergleichbare, konkurrenzfähige Ergebnisse stehen seit der Hochschulreform im Vordergrund. Von studentischen Freiräumen, Selbstbestimmung und Persönlichkeitsentfaltung ist in vielen Hörsälen nicht mehr die Rede. „Klar ist, wer die VerliererInnen eines solchen marktorientierten Hochschulsystems sind: diejenigen Studierenden, die nicht alle Prüfungen mit Bestnote bestehen und denen somit der Zugang zu einem Masterstudiengang verwehrt bleibt. Vielleicht fehlte ihnen aber auch nur die Zeit, sich genügend auf die Prüfungen vorzubereiten, weil sie arbeiten mussten, um die Studiengebühren bezahlen zu können, die die CDU mittlerweile in fast allen Bundesländern eingeführt hat“, erklärt der Juso-Landesvorsitzende Fabian Löffler weiter.

Die eigentlichen Verbesserungswünsche an der Umsetzung des Bologna-Prozesses sind für die Jusos daher die folgenden: „Die Zulassungsbeschränkungen für Masterstudiengänge müssen aufgehoben, Studiengebühren abgeschafft und das BAföG ausgebaut werden. Die rheinland-pfälzische SPD ist hier auf dem richtigen Weg. Von Seiten der Hochschulen muss eine vollständige Neuorientierung, weg von den Zwängen des Marktes, hin zu mehr Lehre und zu einer Bildung, die die Selbstbestimmung der Studierenden in den Vordergrund stellt, erfolgen. Nur so kann ein sozial gerechtes, durchlässiges Bildungssystem geschaffen werden, das jedem Menschen die gleichen Chancen garantiert“, schließt Fabian Löffler. „Die Probleme mit Bologna als von der Landesregierung hausgemacht darzustellen mag zwar aus oppositioneller Sicht verlockend sein, spricht jedoch nicht für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema.“

 

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