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Jusos Rheinland-Pfalz gegen "Killerspiel" – Verbot

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Die rheinland-pfälzischen Jusos sprechen sich gegen ein Verbot von Videospielen aus, wie es der Freistaat Bayern am Freitag in einer Vorlage in den Bundesrat gebracht hat. „Die Debatte ist nicht zielführend und setzt am falschen Punkt an“, so die Landesvorsitzende der Jusos RLP, Sonja Pellin, „Zielführender ist es dagegen, die Instrumente, die der bestehende Jugendschutz an die Hand gibt, stärker auszunutzen und mehr auf Prävention zu setzen.“

MAINZ Schon der Begriff der "Killerspiele" zeige, dass es den Herren Bosbach, Beckstein und Stoiber nicht um eine objektive Analyse und politische Behandlung der Hintergründe der Amokläufe von Emsdetten, Erfurt oder Bad Reichenhall geht.
Kurt Beck hat Recht, wenn er sagt, dass "diese populistischen schnellen Vorstöße wirklich nicht geeignet sind." Die Union argumentiert mit konstruierten und wissenschaftlich nicht erwiesenen Zusammenhängen, gleichwohl sie dies behauptet. Die Analyse zum Thema "Medien und Gewalt" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem vorletzten Jahr hat gezeigt, dass sich keine wissenschaftlichen Belege für einen Zusammenhang zwischen Videospielen und Gewalttaten finden lassen.
Der CSU fällt als schnelle Lösung nur Verbot, Zensur und die Bevormundung nicht nur jugendlicher, sondern auch erwachsener Videospieler ein.

Videospiele werden hier zum Sündenbock gemacht. Die bayerische Landesregierung geht in ihrem Vorschlag sogar so weit, die Herstellung und Verbreitung, auch an Erwachsene, von "Killerspielen" unter Strafe zu stellen. "Wenn die Politik auf solche Art und Weise zeigt, wie wenig sie sich mit der Kultur der Jugend beschäftigt und auskennt, dann müssen wir uns über die so oft beklagte Politikverdrossenheit der Jugend nicht wundern", so ist Simon Lavo, Mitglied der antifaschistischen - innenpolitischen Kommission der Jusos Rheinland-Pfalz, überzeugt. Schon seit jeher werde die Jugendkultur für die Verrohung der Gesellschaft verantwortlich gemacht. Jetzt sind es die Videospiele und Marilyn Manson, früher waren es Elvis Presley und Rock'n'Roll.

Die Jusos betonen, dass Jugendschutz richtig und wichtig ist, doch hier sollen unter dem Deckmantel des Jugendschutzes Freiheitsrechte, auch Erwachsener, eingeschränkt werden.

Das Gewalt kein Unikum der Videospiele sei, sondern tief in der Gesellschaft verankert, geben die JungsozialistInnen ebenfalls zu bedenken. „Ob Kinderspiele wie "Räuber und Gendarme", Literatur wie "Das Parfüm" oder auch Grimms Märchen, Malerei oder Filme – überall stößt man auf Gewalt.
Soll man jetzt alles das verbieten? „
Für uns ist es wichtig, dass es ein gesellschaftliches Bewusstsein für den Umgang mit Gewalt gibt und dass Gewaltanwendung gegen Menschen gesellschaftlich geächtete wird“, so die rheinland-pfälzische SPD-Nachwuchsorganisation.

Wie schon nach dem Amoklauf in Erfurt stand auch nach dem Vorfall in Emstetten vor allem das PC-Spiel "Counterstrike" im Kreuzfeuer der KritikerInnen, weil der Amokläufer Bastian B. sich angeblich vor allem mit diesem Spiel beschäftigt habe. Bei der großen Verbreitung dieses und ähnlicher Spiele sei dies kein Zufall und schon lange kein Beleg für den Zusammenhang mit dem Amoklauf. „Wer den direkten Zusammenhang herstellt, arbeitet bewusst mit Falschinformationen.“ so die Jusos.

So berichtete der CDU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach von Gewaltspielen, in denen man ballere "bis die Gedärme herausquellen". Dass gerade solche Spiele in Deutschland schon längst indiziert sind, erwähnte er nicht.

"Durch ein Verbot von Videospielen wird kein einziger Amoklauf verhindert. Statt diese unobjektive Sündenbockdebatte zu führen, sollte sich die Politik objektiv mit den Hintergründen dieser Taten auseinandersetzen. Das heißt, die gesellschaftlichen sowie die sozialen und individuellen Umstände beleuchten, die hinter solchen Taten stecken. Statt den Ästen sollte man sich endlich den Wurzeln widmen!", lautet das Fazit der Jusos.

 

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