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Studie zu Lebenswelten junger Muslime in Deutschland

Pressemitteilung

Jusos Rheinland-Pfalz: „Aktuelle Debatte schadet dem öffentlichen Frieden“

Die Jusos Rheinland-Pfalz kritisieren den Umgang mit der „Studie zu Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ durch Bundesinnenminister Friedrich und die Bild-Zeitung. Dort war von einer „Schock-Studie“ die Rede: rund jeder fünfte in Deutschland lebende junge Mensch islamischen Glaubens lehne demnach eine Integration ab. Inwiefern die Studie tatsächlich repräsentativ ist, bleibt indes fraglich.

So kritisierten unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschungsgruppe HEYMAT an der Humboldt Universität Berlin die suggestive Fragestellung, sowie den zu niedrig gewählten Stichprobenraum, der es nicht erlaube, die Ergebnisse der Studie auf die gesamte in Deutschland lebende muslimische Bevölkerung auszuweiten (hiervor verwehrten sich auch die Verfasser selbst ausdrücklich).

„Dass Innenminister Friedrich mit der Veröffentlichung der Studie tatsächlich eine differenzierte Debatte über Integration in Deutschland anstoßen wollte, ist unwahrscheinlich“, so der Vorsitzende der Jusos Rheinland-Pfalz, Andro Scholl. „Dies wäre durchaus wünschenswert gewesen. Stattdessen gibt er die Ergebnisse der Studie der Bild-Zeitung zur Exklusiv-Veröffentlichung frei und garniert die ohnehin verkürzten und populistischen Schlagzeilen mit eigenen Law-and-Order-Zitaten.“

„Nicht einmal zwei Wochen nach der Gedenkveranstaltung für die Opfer des NSU schüttet der Innenminister schon wieder Wasser auf die Mühlen von Rechtspopulistinnen und Rechtspopulisten, die sich seit jeher im Recht sahen, wenn sie Menschen islamischen Glaubens in diesem Land per se Integrationsunwilligkeit unterstellten“, erklärt Jaqueline Rauschkolb, stellvertretende Landesvorsitzende.

Tatsächlich besorgniserregend sind dagegen aus Sicht der rheinland-pfälzischen Jusos die sogenannten deutschen Zustände, die der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer im Rahmen einer Langzeitstudie zur 'gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit' untersucht hat. Hiernach seien rund die Hälfte der Deutschen der Meinung: „In Deutschland leben zu viele Ausländer.“ 52,5 Prozent stimmten der Aussage zu: „Der Islam ist eine Religion der Intoleranz.“

„Innenminister Friedrich, der ja bereits bei Amtsantritt bekundete, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, fördert derartige Weltbilder und trägt damit zu einer weiteren Abgrenzung der Mehrheitsgesellschaft von Migrantinnen und Migranten bei“, so Benedikt Mediger, ebenfalls stellvertretender Landesvorsitzender.

Die Jusos Rheinland-Pfalz fordern stattdessen die gesellschaftliche Anerkennung aller Menschen in Europa, auch dieser mit Migrationshintergrund. „Gelingende Integration bedeutet für uns vor allem, die Teilhaberechte von Migrantinnen und Migranten beispielsweise beim kommunalen Wahlrecht auch für Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger auszuweiten und Partizipation an Bildung durch Chancengleichheit von Anfang an sicherzustellen“, so Andro Scholl abschließend.

 

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